Bei diesem Originalfluchtfahrzeug handelt es sich um einen Industriefrontlader K-161 der polnischen Firma Ursus aus dem Jahr 1974. Ein Traktor des Typs C-355 bildet das Grundgerät. Die 1,85m breite Schaufel ist Bestandteil des Werkzeuganbaus. Die Steuerung der Schaufel erfolgt über doppelt wirkende Zylinder, die sowohl das Ausleeren als auch das Heranziehen der Schaufel über die Hydraulik ermöglichen.
Zur Zeit der deutschen Teilung gehörte der Industriefrontlader zum Fuhrpark der Meliorisationsgenossenschaft Eichsfeld in Uder. Diese war vorrangig für Be- und Entwässerungsarbeiten in der Landwirtschaft zuständig. Aber auch beim Ausbau der Grenzanlagen kamen Geräte und Maschinen aus der Genossenschaft zum Einsatz.

Im Grenzmuseum Schifflersgrund dient der Frontlader als Leitexponat für den Fall des tödlich gescheiterten Fluchtversuches von Heinz-Josef Große. Der 35-Jährige war Angestellter der Meliorisationsgenossenschaft und führte am 29. März 1982 im Bereich Schifflersgrund Erdarbeiten in unmittelbarer Nähe zum vordersten Grenzzaun durch. Seine Arbeit wurde wie üblich von zwei Angehörigen der Grenztruppen der DDR überwacht. Als diese den Ort für eine außerplanmäßige Patrouillenfahrt kurzzeitig verließen, nutzte Heinz-Josef Große die Gelegenheit zur Flucht. Es gelang ihm, den Frontlader so aufzustellen, dass er über die angehobene Schaufel auf die andere Seite des Grenzzaunes springen konnte. Auf seinem Weg den Hang hinauf trafen ihn jedoch Schüsse der zurückgekehrten Grenzsoldaten. Ein paar Meter vor der Grenze zur Bundesrepublik endete der Fluchtversuch von Heinz-Josef Große tödlich.

Die Fluchtgeschichte um Heinz-Josef Große ist ein zentrales Thema im Grenzmuseum Schifflersgrund. Am originalen historischen Ort sowie in den Ausstellungsräumen wird an den Vorfall vom 29. März 1982 erinnert. Zahlreiche Objekte und Dokumente ermöglichen einen multiperspektivischen Blick auf die Ereignisse dieses Tages. Zu den wichtigsten Zeugnissen gehören der originale Industriefrontlader, eine umfassende Fotodokumentation des Vorfalls sowie Zeugenberichte, Protokolle und Gerichtsunterlagen.

Literatur:

• Ansicht des Industriefrontladers, des tödlich gescheiterten Fluchtversuches von Heinz-Josef Große im Jahr 1982, während der Renovierung im Jahr 2003
• Tödlich gescheiterter Fluchtversuch von Heinz-Josef Große
• Typenschild des Industriefrontladers, des tödlich gescheiterten Fluchtversuches von Heinz-Josef Große im Jahr 1982
• Handschriftliche Notiz vom 16.04.1999 mit Hinweis auf den Verbleib des Fluchtfahrzeuges von Heinz-Josef Große
• Motorblock des Industriefrontladers, des tödlich gescheiterten Fluchtversuches von Heinz-Josef Große im Jahr 1982
• Fahrerkabine des Industriefrontladers, des tödlich gescheiterten Fluchtversuches von Heinz-Josef Große im Jahr 1982
• Erdschaufel des Industriefrontladers des tödlich gescheiterten Fluchtversuches von Heinz-Josef Große im Jahr 1982
• Teilaufnahme des Motorblockes des Industriefrontladers, des tödlich gescheiterten Fluchtversuches von Heinz-Josef Große im Jahr 1982
• Zulassungsschein (Zweitschrift!) für Arbeits-Kfz der Meliorationsgenossenschaft Eichsfeld (Fluchtfahrzeug)
• Zeitungsartikel aus der HNA vom 18.05.1999 über die Überführung des Fluchtfahrzeuges von Heinz-Josef Große an das Grenzmuseum Schifflersgrund (Online-Print-Kopie)
• Fluchtfahrzeug von Heinz-Josef Große beim tödlich gescheiterten Fluchtversuch vom 29. März 1982
• Traktorbagger URSUS K 161
• Die Todesopfer des DDR-Grenzregimes an der innerdeutschen Grenze 1949-1989. ein biografisches Handbuch.

Inventarnummer: GS-O0001


Signatur:
Marke
Wo: Fahrerkabine innenraum
Was: Typenkennzeichen:
Zaklady Mechaniczne "Ursus"
Typ: C-355
Bata produkcji: 1974
Nr podwozia: 215762
Nr silnika: 210554
Typ silnika: S-4002
Pojemnosc skokowa silnika: 3120 cm³
moc iob. KM/ obr/min: 45/2000
Ciezar wlasny: 2700 kG
Najwiekszy uciag na haku: 2100 kG
Max. obciazenie osi zwawieszenia: 1200 kG
Znak kontroli technicznej:

Abbildungsrechte: Grenzmuseum Schifflersgrund